Elektrofahrzeug ?
22.09.2017 | FAHRSCHUL-NEWSElektroautos – ja oder nein?
Mit dem Führerschein in der Tasche ist der Weg zu Deinem ersten eigenen Wagen meist nicht mehr weit. Bei der Kaufentscheidung spielen neben Unterhaltungskosten, Leistung und Sicherheit auch ökologische Aspekte eine immer größere Rolle. Elektro- und Hybridmotoren stellen mittlerweile eine echte Alternative zu spritbetriebenen Fahrzeugen dar. Doch die Entwicklung hin zur Elektromobilität steht noch am Anfang und ist noch immer mit kleinen und größeren Hindernissen verbunden. Wir haben das Elektroauto auf seine Alltagstauglichkeit überprüft und die wichtigsten Informationen für Dich zusammengetragen.
Übrigens: Um ein Elektroauto fahren zu dürfen, genügt der normale Pkw-Führerschein (Klasse B).
Going Green: Emissionen und Verbrauch
Elektroautos sind im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren wesentlich klima- und umweltfreundlicher, ressourcenschonender und effizienter. Elektromotoren sind emissionsfrei, das heißt sie stoßen bei der Fahrt selbst keinerlei Schadstoffe oder Abgase aus. Um den tatsächlichen ökologischen Nutzen von Elektrofahrzeugen nachvollziehen zu können, muss allerdings der Energieverbrauch sowohl bei der Herstellung als auch Energieerzeugung berücksichtigt werden. Denn der Strom, mit dem die Autos produziert und betrieben werden, stammt nicht ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen. So gesehen kann die Nutzung von Elektrofahrzeugen also immer nur so umweltschonend sein, wie es die Energieerzeugung insgesamt ist.
Mindestens haltbar bis: Lebensdauer und Wartung
Ein weiterer Vorteil gegenüber Verbrenner-Fahrzeugen ist der geringere Wartungsaufwand und die daraus resultierende höhere Lebensdauer. Elektrotechnik und entsprechende Konstruktion kommen ohne traditionell besonders reparaturanfällige Teile wie Auspuff, Kupplung und Getriebe aus. Auch regelmäßige, kostenträchtige Wartungsarbeiten wie der Wechsel von Öl, Kühlmittel und Zündkerzen entfällt, zudem ist der Verschleiß, beispielsweise bei den Bremsen, insgesamt geringer. Als Fahrer eines Elektroautos kannst Du Dir also den ein oder anderen Werkstattbesuch ersparen!
Die Langlebigkeit eines Elektrofahrzeugs hängt maßgeblich von der Qualität der Batterie ab. Seriöse Hersteller geben deshalb in der Regel eine Garantie in Jahren oder gefahrenen Kilometern auf den Stromspeicher.
Ein elektrisierendes Erlebnis? – Fahrkomfort und Sonderrechte
Spätestens seitdem der amerikanische Autobauer Tesla mit seinem Model S den Markt aufmischt, wissen selbst Umweltmuffel, dass Elektromobilität und dynamisches Fahrverhalten kein Widerspruch sein müssen. Fahrfreunde mit Bleifüßen und Benzin im Blut mögen anderer Ansicht sein, doch auch in Sachen Komfort können Elektrofahrzeuge Pluspunkte sammeln: So ermöglicht die Konstruktion ein besseres Verhältnis von Innenraum zu Fahrzeuggröße und die Motoren erzeugen erheblich weniger Lärm.
Als Besitzer eines Elektroautos genießt Du außerdem Privilegien im Straßenverkehr. Das im Juni 2015 in Kraft getretene Elektromobilitätsgesetz (EmoG) ermöglicht Fahrern von Elektrofahrzeugen bei entsprechender Kennzeichnung (dem sogenannten E-Nummernschild) unter anderem besondere Rechte beim öffentlichen Parken und Ausnahmeregelungen bei Zufahrtsbeschränkungen oder Durchfahrtverboten.
RIP Elektroauto – leerer Akku und weitere Probleme
Keine Angst, wir wollen das Elektroauto an dieser Stelle nicht beerdigen. Vielmehr widmen wir uns nun den Nachteilen der Elektromobilität. Für die nach wie vor gängigsten Probleme hat sich die Abkürzung RIP etabliert: Reichweite, Infrastruktur und Preis.
Reichweite
In puncto Reichweite zieht das Elektroauto mit geladener Batterie klar den Kürzeren gegen den vollen Tank eines Verbrennungsfahrzeuges. Selbst die derzeit leistungsfähigsten Modelle im E-Segment schaffen lediglich 300-400 Kilometer, bevor sie an die Ladestation müssen. Theoretisch sind zwar bereits deutlich höhere Reichweiten möglich, die Produktion von Batterien mit entsprechenden Speicherkapazitäten ist aufgrund der hohen Herstellungskosten momentan jedoch nicht wirtschaftlich.
Infrastruktur
Zusätzlich verschärft wird das Problem der mangelnden Reichweite durch die unzureichende Infrastruktur: Flächendeckend fehlt es im öffentlichen Raum nicht nur an spezialisierten Werkstätten, sondern vor allem an Ladestationen. In Verbindung mit den mitunter langen Ladezeiten und der vergleichsweise niedrigen Reichweite büßen Elektrofahrzeuge massiv an Flexibilität ein. Längere Fahrten, insbesondere Autoreisen ins Ausland müssen angesichts dieser Versorgungsknappheit akribisch geplant werden, Spontanität bleibt auf der Strecke. Auch hier versprechen Maßnahmen von Politik und Privatwirtschaft zukünftig Abhilfe, der geplante Aufbau eines lückenlosen Netzes an Stromtankstellen wird aber wohl noch Jahre dauern.
Preis
Elektromobilität hat ihren Preis: E-Pkw sind im direkten Vergleich zu Diesel- und Benzinfahrzeugen kostspielige Anschaffungen. Hersteller verlangen für die elektronische Variante teilweise doppelt so viel Geld wie für vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Trotz der niedrigeren Betriebs- und Unterhaltskosten, können nur Vielfahrer den hohen Kaufpreis kompensieren. Die Bundesregierung bemüht sich deshalb, den Kauf von Elektrofahrzeugen durch finanzielle Anreize anzukurbeln und lockt Neukunden mit einem Umweltbonus von bis zu 4000€. Zudem sind Besitzer von Elektrofahrzeugen für 10 Jahre von der Kfz-Steuer befreit.
Kaufen oder abwarten?
Die Frage, ob ein Elektroauto für Dich alltagstauglich ist, hängt größtenteils von Deinen individuellen Mobilitätsbedürfnissen und Vorlieben ab. Wenn Du hauptsächlich kurze Strecken fährst, ist das Elektroauto eine lohnende Investition. Liebst Du hingegen ausgedehnte Fahrten und planst, die Welt in Deinem Pkw zu erkunden, ist ein Elektrofahrzeug mit seiner geringen Reichweite und ständigen Ladezeiten wahrscheinlich nicht das Richtige für Dich. Zudem solltest Du die Versorgungssituation in Deinem unmittelbaren Umkreis berücksichtigen: In Ballungsräumen gibt es anders als in ländlicheren Gegenden bereits heute gut funktionierende Netze. Auch ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein hilft, die verhältnismäßig teuren Kaufpreise zu rechtfertigen.